„7559“

Wir denken im Leben seien wir authentisch und im Theater spielten wir eine Rolle.

Ehrlicherweise müsste man aber sagen: Wir spielen von morgens bis abends Rollen, je nach sozialem Kontext. Und merken es oft nicht einmal.

Laßt uns die Chance nutzen und auf der Bühne die Rollen ablegen, um die Rollen, die wir im Leben spielen müssen, besser zu verstehen- weil wir das Ich dahinter kennengelernt haben.

Achtung und Bitte!

  • Sich in die Augen schauen können!
    —-> Was sehe ich? Form, Farbe, Ausdruck der Augen meines Gegenüber!
  • Die/den (Spiel)PartnerIn wirklich sehen!!
    —-> Wie sieht sie/er aus? Was strahlt sie/er aus? Wie steht sie/er mir gegenüber?
  • Einen Blick oder eine Berührung aushalten, wahrnehmen können.
    —-> Wie fühlt sich der Blick, die Berührung  an?
    Sich nah sein für eine Zeit, lernen, es auszuhalten und zuzulassen, die Situation beschreiben können; sowohl als Agierende/r als auch als ZuschauerIn.
  • Sich selbst wahrnehmen können!
    —-> Habe ich etwas (vor-)spielen wollen oder war ich einfach so, „wie ich bin“, wie ich mich gerade fühle, wie es mir gerade geht.

—-> Ehrlich der/dem Anderen gegenüber treten, einfach als „sich selbst“, ohne Rolle, ohne Spiel, als Ich.

Aber…

ich wollte eine Königin spielen, einen Superhelden, eine PopIkone, einen Mörder, eine Prinzessin!

Ich will mit dem Schlüssel meines neuen Lamborghini klimpern, während ich durch meine Sonnenbrille schaue und viel rede; ich will in Lumpen gehen, weil ich alles verschenkt habe, mit großen Augen in den Himmel schauen und Sterntaler sammeln; ich will ein Kriegsheer anführen und alle Menschen und Tiere retten; ich will ein unberechenbares Monster sein, furchteinflößend wie ein Zombie und mich dem Bösen verschreiben…

—-> „Die Lust an der Verwandlung“ so heisst es doch, sei die Grundlage der Schauspielkunst.

Warum dann dieses Ich? Ohne Rolle??
Ohne Spiel???

Ohne dieses Ich ist alles auf der Bühne eine leere Hülle, die vielleicht ganz viel Text sprechen kann und ein hübsches Kostüm anhat. Aber was uns auf der Bühne interessiert, sind Menschen:

Was treibt eben diese Gruppe von Menschen an? Was beschäftigt sie? Wovor haben sie Angst? Wovon träumen sie? Was macht sie wütend?

—-> Auf dieser Grundlage aufbauend, setzen wir uns auf der Probe, auf der Bühne mit Themen auseinander, die uns etwas angehen.

Alles ist im Theater Behauptung!

Ja alles wird behauptet: Das Bühnenbild, die Kostüme, die Figuren, das Licht,
die Szenen und Theaterstücke –
Wenn auch oft von wahren Begebenheiten inspiriert, aber:
All das ist erfunden, Lug, Trug und Schein.

—-> Alles ist „fake“! Nichts ist echt.

Ziel

Nur wir sind echt!

Lasst uns also den Versuch wagen, ehrlicher zu sein, als im Leben:

Dinge in’s Licht zu stellen, die sonst verborgen bleiben: kleine Dinge, die sonst keine Beachtung finden, Alltagsdinge, die ja eigentlich nur Alltag sind, im Guten, im Schlechten, traurig, komisch. Heldengeschichten, Märchen, Mythen.

Lasst uns in unserem abgesteckten Fake-Viereck, voller Fake-Gegenstände, in Fake-Klamotten, mit unseren Fake-Namen alle Ich bleiben und als Ich die anderen sehen und hören, als Ich auf die anderen Ichs reagieren, im Sinne unseres TheaterTraums; im Sinne der Gedanken, der Geschichte, die wir erzählen.

—-> Wir nehmen unser Ich mit in’s Scheinwerferlicht.

Und das, tun wir jetzt, heute, in diesem Moment – nicht wie gestern, nicht wie vorhin, nicht wie gewünscht, sondern jeden Tag neu, in—- dieser —- Sekunde —- eben: JETZT.

Unvermeidbare Nebenwirkungen

Irritation, Verunsicherung, Chaos

„Träum’Dich!“, Staatstheater Wiesbaden,  Kulturfonds RheinMain, WLS Mz-Kostheim

„Flying Eden“

„Flying Eden“

„Café Licht“